Konflikte treten in jeder Beziehung auf und deshalb ist es wichtig, eine gute Streitkultur zu entwickeln, bevor sich Konflikte zu einem handfesten Beziehungsproblem ausweiten.
Gekonntes Streiten ist in einer Beziehung hin und wieder notwendig, und nur wo Reibung ist, entsteht auch Wärme.
An dieser Stelle haben wir die acht wichtigsten Grundregeln zum Lösen von Konflikten und Beziehungsproblemen zusammengestellt:
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- Gehe immer davon aus, dass Dein Partner für sein Verhalten gute Gründe hat und dass er Dich niemals absichtlich verletzen möchte! In den meisten Fällen ist ihm Deine Verletzung nicht bewusst und möchte, dass es Dir gut geht.
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- Bleibe immer in der Ich- Form, sende Ich- Botschaften wie zum Beispiel: „Ich bin verletzt“, „Ich bin enttäuscht“, „Ich habe das Gefühl das…“. Viele Menschen geraten insbesondere in Situationen, in denen sie stark emotional betroffen sind, schnell dazu von „allgemeingültigen Regeln“ zu sprechen wie „Das macht man nicht“, „So sollte man nicht sein“… Für den Partner ist es aber nicht entscheidend, was andere nicht machen sollten oder was andere machen, sondern welches Verhalten Dich ganz konkret verletzt hat. Also bleibe auch im Streitgespräch immer dabei, von Dir selbst und Deinen konkreten Gefühlen zu sprechen.
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- Sobald Du eine Enttäuschung, Verletzung oder Irritation spürst- sprich sie entweder immer zeitnah an oder vergiss es für immer. Streitgespräche geraten meist dann außer Kontrolle, wenn sich schon ganz viele „Kleinigkeiten“ angesammelt haben und dann zum Ausbruch kommen. Sämtliche Verletzungen oder Missverständnisse werden dann geballt zu „einem Großen Ganzen“ gemacht, die der Partner verständlicherweise dann überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann. Schlucke ein „Streitthema“ nicht zehn Mal hinunter und platze dann beim elften Mal. Dein Partner kann nicht wissen, dass Du Dich auch schon die ersten zehn Male unwohl oder enttäuscht gefühlt hast. Gib ihm die Chance, es schon nach dem ersten oder zweiten Mal anders zu machen – und das wird er, wenn er weiß, dass er Dich mit seinem Verhalten verletzt.
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- Sprich also ein „Streitthema“ möglichst zeitnah an. Es ist immer gut, eine Situation direkt zu klären, nämlich dann, wenn beide Partner emotional noch im Thema sind und zweitens die Situation beide auch noch erinnern. Streitgespräche eskalieren oft dann, wenn die Erinnerung an eine Situation deutlich auseinander gehen. Wenn Du Deinem Partner etwas vorwirfst, was er vielleicht schon längst vergessen hat, kann er Dir wahrscheinlich gar nicht mehr erklären, warum er sich so oder so verhalten hat. Also ist es am Besten, so zeitnah wie möglich das Thema anzusprechen.
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- Wenn Ihr als Paar dazu neigt, Euch im Streit gegenseitig zu verletzen und wenn Eure Streits leicht einmal eskalieren, dann macht es Sinn, erst einmal eine Auszeit zu nehmen von ca. 20- 30 Minuten. Zum Nachdenken, Runterkommen, Beruhigen und Sammeln. Überleg Dir in diesen 20 Minuten auch, wie wichtig Dir der Konflikt ist. Spielt das Thema, um das es geht, in einem oder zehn Jahren noch eine Rolle? Wie wichtig ist es Dir, diesen Konflikt auszutragen?
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- Es gibt auch Themen, die einen Streit einfach nicht Wert sind und die Du getrost übersehen kannst. Die berühmt offen gelassene Zahnpasta-Tube gehört dazu. Dein Partner ist wie er ist und mit Liebe lässt sich manche nervende Eigenart in eine liebenswerte Marotte betrachten. Fokusse Dich nicht zu stark auf die Macken Deines Partners, sondern viel stärker auf Deine eigenen. Die kannst Du nämlich ändern. Versuche Deinem Partner immer die bestmögliche Version Deines Selbst zu sein!
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- Vermeide Verallgemeinerungen. Ein „Das machst du immer so“ ist ein Vorwurf, der im Hier und Jetzt keine Rolle spielt. Wichtig ist es, dem Partner deutlich zu machen, was an seinem jetzigen Verhalten Dich so gekränkt hat.
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- Auch wenn Du und Dein Partner streiten, ist es wichtig, einander zuzuhören. Viele Streitgespräche würden nicht so eskalieren, wenn die Partner einander zuhören würden und sich Zeit ließen, einander zu erklären. Gehe also nicht davon aus, dass Du wüsstest, warum Dein Partner so gehandelt hat. Er ist ein eigenständiger Mensch und hat vielleicht ganz andere Gedanken und Gefühle zu der Situation als Du – also gib ihm die Zeit, sich zu erklären.
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- Der wohl wichtigste Punkt in einem Streitgespräch ist, dass Ihr einander nicht verletzen solltet. Insbesondere in Paarbeziehungen, die schon lange bestehen, kommt es immer wieder dazu, die Schwächen des anderen zu kennen und diese auszunutzen. Je intensiver ein Paar sich kennt, umso größer die Gefahr, dass es im Streit zu wirklich persönlichen Verletzungen und Gemeinheiten kommt. Es sollte aber im Streit niemals darum gehen, sich gegenseitig zu verletzen, sondern den momentan bestehenden Konflikt zu klären und Lösungen dafür zu finden. Wenn Ihr feststellt, dass es im Streit gar nicht um den Konflikt oder eine Situation an sich geht, sondern darum, Macht auszuüben oder einander weh zu tun, dann scheint etwas grundlegend im Argen zu liegen und dann wäre es sinnvoll, gezielt dahin zu schauen, als sich auf den „Nebenschauplätzen“ aufzuhalten. Suche niemals Probleme, suche immer Lösungen.
- Und noch eine sehr wichtige Regel: Übernimm für Dein Handeln Verantwortung! Versuch nicht, möglichst viel Schuld und Verantwortung bei Deinem Partner zu finden. Bedenke: Wem Du die Schuld gibst, gibst Du auch die Macht! Denn nur der „Schuldige“ kann etwas ändern. Mach Dich nicht zum Opfer, sondern handle aktiv. Wenn Du einen Fehler in Deinem Verhalten erkennst, dann entschuldige Dich. Und nimm Entschuldigungen Deines Partners an. Erst durch dieses „Ritual“ wird ein Streit beendet.
Wenn beide Partner diese Regeln verinnerlichen und beachten, dann kann ein Meinungs- oder Interessenkonflikt, ein Streit Deine Beziehung nicht erschüttern, sondern bringt Dich Deinem Partner einander noch näher.
Es kann auch Sinn machen, Dir eine Coachingsession zu gönnen, um Dein Beziehungsproblem gemeinsam mit einem Experten zu analysieren und eine Lösungsstrategie zu erarbeiten. Denn manche Konflikte wachsen immer stärker an und können schließlich die Beziehung selbst in Gefahr bringen. Scheu Dich also nicht, Dir von außen erfahrene Hilfe zu holen, bevor Du riskierst, dass Eure Beziehung von innen ausgehöhlt wird durch wiederkehrende und schlecht gelöste Beziehungsprobleme. Hier gibt es zum Coaching.
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